Die Taufe ist seit dem Neuen Testament ein christlicher Ritus. der bereits in den verschiedenen Kirchen des Christentums unterschiedliche Bedeutung hat und das Tauffest auf vielfältige Weise gefeiert wird. Doch auch in den andere Religionen wird ein neugeborenes Menschenkind gefeiert. Hier eine kleine Übersicht:
Islam
Der Islam kennt keine Taufe im Sinne der christlichen Welt. Jeder Mensch wird - nach islamischer Vorstellung - als Muslim geboren, im Zustand der Reinheit und ohne Sünde. Jede Lebensstufe eines Muslims wird aber von speziellen Gebeten und Zeremonien begleitet. Als Zeichen dafür, dass die ganze Welt das Werk Gottes ist und von seinem alleinigen Willen abhängt, wird schon dem Neugeborenen der erste Teil des islamischen Gebetsrufes (Allahu akbar = Gott ist gross) jeweils viermal in das rechte Ohr geflüstert. Das Glaubensbekenntnis, worin bezeugt wird, dass es keinen Gott außer Allah gibt und Muhammad sein Gesandter ist, wird in das linke Ohr geflüstert.
Das Gebet gehört neben dem Glaubensbekenntnis, der Pflichtabgabe, dem Fasten und der Pilgerfahrt nach Mekka zu den fünf Grundpflichten des Islam. Mit Einsetzen der Pubertät, manchmal auch schon früher, beginnen Kinder mit dem fünfmaligen Gebet am Tag und dem Fasten. Nach islamischer Tradition werden Kinder- je nach Land - zwischen dem 7. Tag nach der Geburt und dem 15. Lebensjahr beschnitten. Die Beschneidung symbolisiert die Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen.
Judentum
Auch das Judentum, die zahlenmäßig kleinste der Weltreligionen, vollzieht keine Taufe. Nach jüdischem Gesetz ist Jude, wer eine jüdische Mutter hat. Wichtige Ereignisse im Leben eines Juden - Geburt, Mündigwerden, Hochzeit oder Tod - sind im Leben der Juden mit besonderen religiösen Feiern verbunden.
"Wie junge Ölbäume sind deine Kinder rings um deinen Tisch" heißt es in Psalm 128. Die Freude an Kindern ist in der jüdischen Gemeinschaft sprichwörtlich. Die Söhne schließen die Ahnenreihe zu den Stammvätern.
Die Söhne werden am achten Tag nach der Geburt beschnitten. Bei der Beschneidung wird die Vorhaut des männlichen Gliedes entfernt. Sie tragen damit das Zeichen des Bundes zwischen Gott und dem jüdischen Volk an ihrem Körper. Im Rahmen dieser Zeremonie bekommen die Buben auch ihren Namen. Mädchen erhalten ihn am Schabbat nach der Geburt in der Synagoge.
Mit 13 Jahren gelten die Buben für alt genug, religiöse Verantwortung zu übernehmen. Bei einer Feier in der Synagoge wird der Junge Bar-Mizwa (hebr. "Sohn der Pflicht"). Er liest aus der Thora, dem heiligen Buch, vor und fungiert als Vorbeter der Gemeinde. Das Reformjudentum kennt für die Mädchen eine ähnliche Feier, die Bat-Mitzwa, wo sie "Tochter der Pflicht" werden.
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Hinduismus
Die Geburtsstätte des Hinduismus, eine der ältesten und vielfältigsten Religionen der Welt, ist Indien. Hindus glauben, die Seele werde nach dem Tod in einem anderen Körper wiedergeboren, als Mensch oder Tier. Hindu kann man nur durch Geburt werden. Im späteren Leben können Einzelpersonen nicht mehr dem Hinduismus beitreten. Ein Hindu wird durch die Geburt in einer bestimmten Kaste (die Zugehörigkeit zu seiner Kaste bestimmt, welchen Beruf er ausüben darf und wie angesehen er ist) geboren. Man kann weder in eine Kaste ein- oder austreten, noch die Kaste wechseln.
Im Hinduismus gibt es eine Vielzahl von Festen, z. B. zu den Geburtstagen der Götter und Göttinnen, zur Erntezeit und zu Familienereignissen. Bereits die Schwangerschaft ist begleitet von sakramentalen Riten zum Schutz und zu körperlichem und geistigem Wohlergehen von Mutter und Kind. Früher sollten Frauen möglichst viele Söhne bekommen, da diese die Sicherheit und das Überleben der gesamten Familie garantieren konnten.
Obwohl Töchter generell nicht geringer geschätzt werden, gelten sie doch in manchen Familien als Belastung, da viele Mitgiftzahlungen für die Töchter die Familie verarmen lassen können. Viele modere Hindus nehmen zunehmend Abstand von dieser Haltung. Anlässlich der Geburt eines Kindes findet zehn Tage später die Namensgebungszeremonie statt. Hierbei erstellt ein Priester das Horoskop des Kindes. Es dient später dazu, den passenden Ehepartner zu finden und einen günstigen Hochzeitstag festzusetzen.
Buddhismus
Buddhist zu sein heißt, sich vollbewusst auf einen spirituellen Übungsweg zu begeben. Solch eine Entscheidung kann nur ein mündiger Mensch treffen. Darum können Kinder nicht "per Taufe" zu Buddhisten gemacht werden. Die verschiedenen buddhistischen Traditionen kennen aber trotzdem Zeremonien, mit denen die Geburt eines Kindes gefeiert wird (siehe Bild).
Im FWBO (Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens e.V.) feiert man "Namensgebungszeremonien", in denen ein Neugeborenes feierlich im Kreis seiner Familie und weiteren Gemeinschaft willkommen geheißen wird. Eine solche Willkommens- oder Segensfeier kann eine Gelegenheit sein, bei der die buddhistischen Eltern sich verpflichten, das Kind in Einklang mit buddhistischen Werten zu erziehen – insofern wird das Kind "unter den Schutz" von Buddhas gestellt. Ob es sich dann irgendwann entscheidet, selbst BuddhistIn zu werden, ist aber seine eigene Sache.
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(Quelle Bild: privat)
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